Matthias Belz: Kritischer Geist und Provokateur auf der Bühne

curtain

Matthias Belz, der vom „Apo“ (Aktivist) zum eleganten Anzug wechselte, war ein politischer Kabarettist mit scharfer Zunge und Wortwitz. Er lebte in Frankfurt am Main, und direkt vor seiner Haustür entdeckte er viele Ungerechtigkeiten und Absurditäten, die er sofort als Symptom für den allgemeinen Zustand der Gesellschaft auffasste. Er analysierte Frankfurt ständig, hörte genau hin, was die Menschen dort zu sagen hatten, und baute darauf seine Programme auf.

Leider ist Matthias Belz 2002 im Alter von nur 57 Jahren verstorben, und wir können uns heute nur noch an Mitschnitten seiner Sendungen erfreuen. Dennoch werden sein Witz und seine Fähigkeit, geistreichen Humor mit der Liebe zum Wort zu verbinden, seinen Fans immer in Erinnerung bleiben.

Er wurde am 31. Januar 1945 in Vonfeld (Vogelsberg) geboren. Als er 8 Monate alt war, zog er nach Gießen, wo er das Alte Realgymnasium besuchte und 1964 sein Abitur machte. Anschließend setzte er sein Jurastudium in Marburg und dann in Frankfurt fort, das er 1969 mit dem Staatsexamen abschloss.

Von 1970 bis 1976 arbeitete er am Fließband im Opel-Werk in Rüsselsheim. Im Oktober 1975 führte er in Offenbach eine Parodie auf Willy Brandt auf. Ab 1976 arbeitete er am Chaos-Theater von Carl Nappa und ab 1982 am Vorläufigen Frankfurter FrontTheater. Ab 1984 trat er im Duo mit Pahl auf. 1988 eröffnete er zusammen mit Johnny Klinke und Margareta Dillinger das „Varieté Tigerpalast“ in Frankfurt. Seit 1989 gestaltete Matthias Belz eigene Soloprogramme und Projekte mit anderen Künstlern, von 1996 bis 1998 moderierte er die beliebte Kabarettsendung „Montagabendgesellschaft“.

Matthias Belz verstarb am 27. März 2002.

Auszeichnungen:

  • Deutscher Kleinkunstpreis (1991);
  • AZ-Stern (1992);
  • Adolf-Grimme-Preis in Gold (1993);
  • Deutscher Kleinkunstpreis (1993);
  • Bayerischer Kabarettpreis – Lobende Erwähnung (2003, posthum).

Ausgewählte Werke:

  • „Rechtfertigung für alle – Gnade für niemanden“ (1989-1991, Regie: Uli Waller) – satirischer Prozess über Endzeit, Terror und Alltagskriminalität;
  • „Feet on Fire“ (1991-1994, Regie: Uli Waller) – das Leben in einer Großstadt, das sich als nicht so selbstverständlich erweist;
  • „Looking for an Executioner“ (Sommer 1993) – über die Todesstrafe als Massenutopie;
  • „A Few More Days“ (1994-1997, Regie: Uli Waller) – ein Abschied von der Figur des Anwalts und ein Blick auf den Beginn des neuen Jahrtausends;
  • „Mehr Geld, weniger Probleme“ (Frühjahr/Sommer 1997, Regie: Uli Waller) – über die Akzeptanz des Kapitalismus in Deutschland;
  • „German Massacre“ – ein Ethno-Kabarett (1997-2000, Regie: Pete Knorr) – darüber, dass Europa ein Schlachtfeld, ein Schlachthaus oder ein Schlachthof ist.