Hans Dieter Hüsch

old-man

Mit mehr als 53 Jahren auf den Bühnen des deutschsprachigen Kabaretts und sieben Dutzend Programmen gilt Hans Dieter Hüsch als einer der produktivsten und erfolgreichsten Vertreter des literarischen Kabaretts im Deutschland des 20. Jahrhunderts. Als „literarischer Entertainer“ oder „philosophischer Clown“ konzentrierte er sich als „schwarzes Schaf vom Niederrhein“ mit seinem ausgefeilten Humor und Wortwitz nicht auf politische Satire, sondern auf alltägliche Ereignisse und Erfahrungen in der kleinbürgerlichen Gesellschaft.

Im Jahr 2000 verabschiedete er sich nach seiner Abschiedstournee „Wir sehen uns wieder“ aufgrund einer schweren Erkrankung aus dem Kabarett.

Hans Dieter Hüsch wurde im Mai 1925 in Mers am Niederrhein als Sohn protestantisch-bürgerlicher Eltern geboren. Als Kind musste er sich wegen einer Fehlbildung an den Beinen mehreren Operationen unterziehen. Aufgrund dieses Zustands entging er auch der Einberufung und der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg. Er verließ die Schule mit dem Abitur und begann auf Wunsch seiner Eltern ein Medizinstudium in Gießen. Er erkannte jedoch bald, dass seine wahre Leidenschaft die Kunst war und brach das Medizinstudium nach einem Semester ab, um in Mainz Theaterwissenschaft und Literaturgeschichte zu studieren.

Im Alter von 22 Jahren trat er dem Mainzer Studentenkabarett Die Tol(l)eranten bei. In den ersten Jahren war Hüsch eher als Liedermacher und Chansonier tätig. 1949 präsentierte er sein erstes Soloprogramm „Literarisches Klavier“. Später begann er nicht nur Lieder zu schreiben, sondern auch Lyrik, Gedichte, rhythmische Prosa, literarische Collagen, politische Satiren und private Poesie.

1956 gründete er in einem Mainzer Keller das erfolgreiche Ensemble arche nova, verließ es aber sechs Jahre später, um eine Solokarriere zu starten.

1968 war Hüsch der Studentenbewegung zu spießig und nicht revolutionär genug. Als er auf der Bühne ausgebuht wurde, beschloss er, vorübergehend nur noch in der Schweiz aufzutreten. Daneben moderiert er Sendungen für das ZDF und spricht für Sendungen wie „Väter der Klamotte“ und „Dick und Doof“.

In den 1970er Jahren schuf Hüsch sein Alter Ego, die Figur des „Hagenbuch“, die zu seinem Markenzeichen wurde. In den 1980er Jahren stieg seine Popularität mit Sendungen wie „Die neue Show“ (1980) und „Und sie bewegt sich doch“ (1985) deutlich an.

Nach dem Tod seiner Frau Marianne im Jahr 1988 verließ Hüsch sein geliebtes Mainz und zog nach Köln. Ab 1989 ging er mit dem Jubiläumsprogramm „40 Jahre unterwegs“ auf Tournee. Ab 1999 war er Schirmherr des preisgekrönten Kabaretts „Das Schwarze Schaf“.

Ende der 1990er Jahre wurde bei ihm Lungenkrebs diagnostiziert, den er besiegen konnte. Nach mehr als 50 Jahren auf der Bühne beendete Hüsch seine Karriere mit einer Abschiedstournee im Jahr 2000. Im November 2001 erlitt er einen Schlaganfall und lebte seither zurückgezogen mit seiner Frau Christiane in der Region Windeck.

Hans Dieter Hüsch starb in der Nacht vom 5. zum 6. Dezember 2005 im Alter von 80 Jahren.

Auszeichnungen und Erfolge:

  • 1972 – Deutscher Kleinkunstpreis (erster Preisträger);
  • 1977 – Ehrenbürgerwürde der Johannes Gutenberg-Universität Mainz;
  • 1978 – Gutenberg-Medaille der Stadt Mainz;
  • 1982 – Deutscher Kleinkunstpreis;
  • 1989 – Karl-Zuckmeier-Medaille für kulturelle Aktivitäten in Rheinland-Pfalz;
  • 1989 – Ehrenring der Stadt Mainz;
  • 2001 – Bayerischer Kabarettpreis – Auszeichnung mit einer lobenden Erwähnung;
  • 2004 – Internet-Kabarett ZECK-Ehrenpreis u.v.a.

Ausgewählte Werke:

  • „Wir werden uns wiedersehen“ (1999);
  • „Erzähl mir nichts“ (1997);
  • „Meine Geschichten“ (1996);
  • „Sommerzeit am Niederrhein“ (1995);
  • „Subtile Komödien, subtile Tragödien“ (1991);
  • „Am Niederrhein“ (1986);
  • „Und doch bewegt sie sich“ (1985);
  • „Der Fall Hagenbuch“ (1984);
  • „Die neue Show“ (1981);
  • „Hagenbuch und die Musik“ (1980);
  • „Das schwarze Schaf vom Niederrhein“ (1976);
  • „Die Nachtschau“ (1975);
  • „Privatissime“ (1974);
  • „Hush Live“ (1973);
  • „Koteletts“ (1971);
  • „Here you go!“ (1967);
  • „Opus Pocus“ (1961);
  • „Frida auf der Erde“ (1952).